1. MOSE
Moses schreibt Genesis, das erste seiner fünf Bücher, wahrscheinlich während der vierzigjährigen Wüstenwanderung des Volkes Israels. In allen fünf Büchern, welche eine Kombination von Geschichtsschreibung und Gesetz Gottes sind, ist immer wieder erwähnt, dass Moses «alles aufgeschrieben hat». Die späteren Schriften der Bibel, sowohl Altes wie Neues Testament und auch Jesus selbst beziehen sich immer wieder auf die Bücher Mose, akzeptieren also Moses als deren Autor.
Im zweiten seiner Bücher beschreibt Mose, wie Gott die Israeliten mit seiner starken Hand aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit. Damals hatten die Israeliten ausser ihrer gemeinsamen Vorfahren wenig Identität oder Kohäsion: Sie wussten wenig vom Gott Abrahams, vom Ursprung ihres Volkes, von dessen Berufung oder dessen Geschichte. Moses schreibt das erste Buch, Genesis, um Israels Geschichte festzuhalten und ihnen die Fundamente ihrer Identität zu geben.
Die Wichtigkeit des ersten Buches Mose kann nicht überbewertet werden. Es legt die Grundlagen, den Rahmen, durch welchen Israel und alle späteren Leser ihren Gott und die Welt um sie herum verstehen können. Er beschreibt, wie Gott die reale Welt erschaffen hat und sie «gut» genannt hat. Er erschafft die Menschheit nach seinem Ebenbild, gibt ihnen Verantwortung über die Schöpfung und gebietet ihnen das Land zu bebauen, zu erkunden und zu entwickeln. Gott ist der allmächtige Schöpfer, der Herr der Freude an seinem Werk hat, der seinen Menschen Autorität und Würde verleiht und die Gemeinschaft mit ihnen sucht (1.Mose 1-2). Aber Adam und Eva zweifeln an Gottes Güte, glauben für sich selbst schauen zu müssen und werden ungehorsam, die erste und grundlegendste Sünde. Wegen ihrer Sünde erleben sie eine Trennung von Gott, Scham, Angst und zerstörte Beziehung zu sich selbst, zu Gott, zu dem Mitmensch und der Natur (1.Mose 3).
Die von Gott losgelöste Menschheit wird schnell zum Albtraum: Mord, Ungerechtigkeit, Polygamie, Gewalt und zügellose Boshaftigkeit ruiniert die Welt (1.Mose 4-6). Gott entscheidet sich, die Welt zu richten, durch eine grosse Flut zu reinigen und mit einer Familie neu anzufangen. Der Hang zu Rebellion und Sünde bleiben aber (1.Mose 7-11).
Dann macht Gott mit der Berufung eines Mannes einen Neuanfang. Er beruft Abraham und offenbart sich ihm. Moses beschreibt nun in drei Viertel seines ersten Buches die Berufung von Abraham und die Geschichte der ersten vier Patriarchen, Abraham, Isaak, Jakob und Joseph. Er beschreibt wie Gott Abraham aus seiner Heimat herausruft, aus Familie, Tradition und Religion. Abraham folgt Gott zu einem neuen Leben, einem neuen Land und zu einem neuen Glauben (1.Mose 12,1). Gott gibt Abraham das Versprechen, au ihm ein grosses Volk zu machen, ihm einen grossen Namen zu geben und ihm das Land Kanaan als Besitz zu geben. Gott verspricht Abraham seinen Segen und gibt ihm die Aufgabe ein Segen für alle Menschen zu sein (1.Mose 12,2-3; 13,15). Für Sara und Abraham, einem kinderlosen Paar im hohen Alter, lediglich als unstetige Aufenthalter in Kanaan, müssen diese Versprechen als grossartig aber auch unerreichbar fern angefühlt haben. Doch Abraham glaubt Gott, und dieser Glaube wird ihm als Gerechtigkeit angerechnet (1.Mose 15,6). Gott schliesst mit Abraham einen Bund um ihm zu zeigen, dass Er zu seinem Versprechen steht (1.Mose 15). Später führt Gott die Beschneidung aller Männer als äusserliches Zeichen dieses Bundes ein (1.Mose 17).
Viele Jahre vergehen, ohne dass der versprochenen Nachkomme geboren würde. Abraham und Sara versuchen Gott under die Arme zu greifen mit einem eigenen Weg, wie sie zu diesem nötigen Nachkommen kommen könnten. Abraham nimmt die ägyptische Dienerin von Sarah als zweite Frau und die gebiert prompt einen Sohn, Ismael. Aber ebenso schnell entstehen grosse Probleme. Gott ist nicht bereit sein Versprechen durch ihr eigensinniges Verhalten und eine polygame Beziehung zu erfüllen (1.Mose 16,18-19), sondern er gibt den versprochenen Sohn, Isaak, als eine wundersame Geburt durch Abrahams eigentliche Frau Sarah (1.Mose 21,1-7).
Isaak folgt seinem Vater Abraham und betet in Glaube und Gehorsam für seine kinderlose Frau Rebeka, die nach zwanzig Jahren Zwillinge, Esau und Jakob, zur Welt bringt (1.Mose 25,19-26). Die Gewohnheit zu Lügen beginnt bei Abraham (1.Mose 12,10-20; 20), setzt sich bei Isaak fort (1.Mose 26,6-11) und auch bei Jakob. Jakob betrügt seinen älteren Bruder um das Recht als Erstgeborener und um den Segen seines Vaters. In der Folge muss er fliehen, aber Gott offernbart sich dem Flüchtling. Er verbringt zwanzig Jahre im Dienst seines Onkel Labans, der ihn seinerseits betrügt. Als Jakob sich endlich auf die Rückreise nach Kanaan macht, hat er vier Frauen und elf Kinder. Er versöhnt sich mit seinem Bruder Esau, bleibt aber ein nicht sesshafter Aufenthalter in Lande (1.Mose 31-35).
Jakobs bevorzugter Sohn Josef wird von seinen eigenen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft, wo er durch viele Schwierigkeiten zu grosser Macht und Würde gelangt. Gott gebraucht Josef um Ägypten, die umliegenden Länder und vor allem seine eigene Familie vor sieben Jahren Hungersnot zu retten. Jakobs Familie zieht mit Hab und Gut als «Ehrengäste» ins ägyptische Goshen (1.Mose 37-50).
Kommt.