ZWEITER BRIEF DES PETRUS
Der Apostel Simon Petrus schreibt diesen Brief an Gläubige, um sie in der Wahrheit zu festigen, in ihrem geistigen Wachstum zu ermutigen, ihnen zu versichern, dass Jesu zweites Kommen sicher ist und ihnen dadurch in all diesen Belangen zu helfen, falschen Lehren zu widerstehen.
Der Apostel Petrus schreibt seinen zweiten Brief «an alle, die den gleichen kostbaren Glauben empfangen haben wie wir – einen Glauben, der uns aufgrund der Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus geschenkt ist» (2.Pet 1,1). Der Brief hat somit keinen geographischen Bezug. Petrus erwähnt, dass es sein zweiter Brief sei, den sie hier erhalten (2.Pet 3,1) was darauf hindeuten könnte, dass es die gleichen Adressaten sind wie im ersten Brief. Wenn dem so ist, wären es die Gemeinden in Pontus, Galatien, Kappadokien, Asien und Bithynien, einem Gebiet in der heutigen Türkei (1.Pet 1,2). Aber der Bezug als zweiter Brief könnte auch auf einen andern Brief deuten, der uns nicht bekannt ist; dann hätten wir keine Anhaltspunkte, wer seine Leser waren.
Petrus erwähnt, dass er bald sterben wird (2.Pet 1,14-15) was den Brief ins Jahr 64-65 AD datiert, als Petrus in der Christenverfolgung unter Kaiser Nero gefangen gesetzt und hingerichtet wurde.
Die Gemeinden in Kleinasien wurden zehn bis fünfzehn Jahre früher gegründet und sind zur Zeit des Briefes durch gnostische Lehren beeinflusst. Die Gnostiker lehrten, dass Wissen und Offenbarung der Weg zum Heil sei und oft nur wenigen «Erleuchteten» zur Verfügung stand. Die Lehre besagte auch, dass die reale Welt minderwertig und schlecht sei, die Geistwelt dagegen überlegen und gut. Dadurch kamen asketische Ideen auf (um geistig zu sein, muss man den Körper züchtigen) aber auch Lehren der Ausschweifung (was ich mit dem Körper mache hat keinen Einfluss auf meinen Geist).
Petrus schreibt gegen diese Falschlehren, indem er festhält, dass den Gläubigen alles, was für ein Gott wohl-gefälliges Leben nötig ist, durch die Erkenntnis von Gott geschenkt ist (2.Pet 1,3). Er bestätigt somit den Stellenwert des Wissens oder Erkenntnis, betont aber, dass alle Gläubigen dies Erkenntnis haben und dass es ein Wissen ist, dass allen Willigen gegeben wird. Er bekräftigt auch, dass dieses Wissen immer zu einem Gott gefälligen Charakter, zu Güte, Selbstbeherrschung, Geduld, gegenseitiger Annahme und Liebe führen muss (2.Pet 1,5-8). Er korrigiert damit die Überbetonung von Wissen, Offenbarungen und geistigen Erfahrungen und zeigt, das diese nicht das Ziel sind, sondern zu einem Leben des Dienens und der Liebe führen sollen.
Petrus fordert sie heraus: «setzt erst recht alles daran, eure Berufung und Erwählung durch ein entsprechendes Leben zu bestätigen. Wenn ihr das tut, werdet ihr vor jedem Fehltritt bewahrt bleiben» (2.Pet 1,10).
Petrus, einer der ursprünglichen zwölf Apostel, und auch ein Augenzeuge der Verklärung von Jesus (2.Pet 1,16-18) erinnert die Gemeinden an die Grundwahrheiten des Evangeliums (2.Pet 1,12-15) und bestätigt ihnen die Wahrheit dessen, was sie von Propheten und Aposteln gehört hatten, und worauf ihr Glaube gründete (2.Pet 1,19-21).
Petrus beschreibt dann in einem zweiten Teil nicht sosehr die falsche Lehre als den Charakter der falschen Lehrer, im Sinn von: «an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen». Die Falschlehrer lehnen wahre Leiter und allfällige Korrektur ab (2.Pet 2,10). Sie sind motiviert durch die Möglichkeit Macht und Einfluss über andere Leute zu haben (2.Pet 2,2-3; 2,14; 2,19), durch Neid (2.Pet 2,3; 2,14-15), durch Masslosigkeit im Allgemeinen (2.Pet 2,10; 2,12-14¸2,19-20) und sexuelle Zügellosigkeit im Speziellen (2.Pet 2,2; 2,10; 2,12; 2,14; 2,18-19). Sie folgen klug erdachten Geschichten (2.Pet 1,16), beuten Gläubige durch verführerische Worte aus (2.Pet 2,3), verführen unsichere Menschen (2.Pet 2,14), sind voll leerem Gerede (2.Pet 2,18), versprechen den Leuten Freiheit (2.Pet 2,19), spotten (2.Pet 3,3) und machen sich über Jesu zweites Kommen lustig (2.Pet 3,4-5). Sie geben zwar vor, «Wissen» zu haben, aber dieses führt nicht zu Gottgefälligkeit, Liebe und Dienen, sondern genau zum Gegenteil. Mehrfach warnt Petrus die Falschlehrer und ihre Zuhörer vor der Zukunft, die ihnen blüht: «das Urteil über sie ist längst gesprochen; ihr Verderben wird nicht auf sich warten lassen» (2.Pet 2,3).
Petrus will alle Gläubigen in der Wahrheit und Gott gefälligem Leben stärken. Er spricht die Unwissenden und Unsicheren unter ihnen an («warnt diese»), spricht neu zum Glauben gekommenen Menschen an, die in der Gefahr stehen, sich wieder verführen zu lassen («rettet diese»), er weist Spötter zurecht («beachtet sie nicht») und weist die Falschlehrer streng zurecht («kehrt jetzt um»). Petrus versichert die Leser, dass Jesus sicher wiederkommen wird. Für Ungläubige und vor allem auch für Verführer wird das ein Tag des Gerichts sein (2.Pet 2,4; 2,9; 2,12; 3,7), für die Gläubigen aber wird es der Tag der Rechtfertigung sein. Petrus ermuntert sie, sich an dieser Tatsache festzuhalten (2.Pet 1,16), Gott auch in schwierigen Situationen zu vertrauen (2.Pet 2,9) und in Erwartung dieses Tages, ein Gott gefälliges Leben zu leben (2.Pet 3,11).
Kommt.
Kommt.