3. MOSE
Moses schreibt das dritte seiner fünf Bücher wahrscheinlich während der vierzigjährigen Wüstenwanderung des Volkes Israel. In allen fünf Büchern, welche eine Kombination von Geschichtsschreibung und Gesetz Gottes sind, ist immer wieder erwähnt, dass Moses «alles aufgeschrieben hat». Die späteren Schriften der Bibel, sowohl Altes wie Neues Testament und auch Jesus selbst beziehen sich immer wieder auf die Bücher Mose, akzeptieren also Moses als deren Autor.
Wie schon die ersten beiden Bücher ist auch Levitikus grundlegend wichtig, beschreibt es doch wie Gott Israel als Nation aufbaut indem er ihnen ihr religiöses Leben sowie auch ihr Zivilrecht gibt. Gott richtet ein Opfersystem ein, das Israel befolgen muss mit Sühneopfern (um Vergebung zu bekommen), Brandopfern (die Hingabe und Unterordnung auszudrücken) und Versöhnungsopfern (um Gemeinschaft mit Gott zu feiern). Durch ausführliche und sehr detaillierte Anweisungen (Lev 1-7) zeigt Gott Israel, dass es keine Händel oder Diskussion gibt, wenn es um Vergebung und Versöhnung geht: Es ist immer nur Gnade und es kann nur auf dem Weg stattfinden, der Gott aufgezeigt hat. Was Gott sucht, ist eine demütige vertrauensvolle Haltung des Anbeters, der sich der Heiligkeit Gottes, aber auch seiner eigenen Sündhaftigkeit und seiner Unfähigkeit durch eigene Anstrengung vor Gott zu bestehen, bewusst ist und der dankbar diesen angebotenen Ausweg annimmt.
Israel bekommt so einen ersten Hohepriester Aaron (Lev 8-10). Er, und in der Folge seine Familie, wurde nicht auf Grund ihrer Frömmigkeit oder Leistung ausgewählt und für annehmbar erklärt, sondern schlicht durch Gottes Gnade. Die Priester sind zu einem hochstehenden moralisch-ethischem Leben verpflichtet und erfüllen die Rolle des Vermittlers zwischen Gott und seinem Volk: Sie sollen das Volk in Fürbitte und durch Opfergaben die Menschen vor Gott vertreten und sie sollen durch ein untadeliges Leben und die Lehre von Gottes Wort, Gott vor den Menschen vertreten.
Levitikus offenbart Gott als ein heiliger, reiner, wahrhaftiger Gott. Wenn Israel will, dass dieser Gott unter ihnen lebt, dann müssen sie selbst heilig werden. Ein Teil diese heiligen Lebens sind die Opfergaben Israels, die durch die Priester dargebracht werden, ein anderer Teil ist das Einhaltung von Reinheitsvorschriften (Lev 11-15). Diese sehr praktischen Anweisungen, die Ernährung, Hygiene und die Prävention von Krankheitsübertragung angehen, bewirkten einerseits eine bessere Gesundheit des Volkes Israel, andererseits eine Abgrenzung Israels von den umliegenden Völkern. Das Augenmerk liegt auf der Prävention und nicht auf Heilung und Israel lernt durch diese Vorschriften das Gesetz von Ursache und Wirkung in einer Welt, die Naturgesetzen gehorcht.
Das «mit Gott in Ordnung Kommen» findet seinen Höhepunkt im jährlichen Versöhnungsfest, Yom Kippur, an dem durch das Blut von Opfertieren die Stiftshütte, der Altar, die Priester und das Volk Busse tun und so einmal pro Jahr «reinen Tisch» gemacht wird (Lev 16).
Gott führt insgesamt sieben jährliche Feste für das Volk Israel ein (Lev 23): es sollen fröhliche, nationale Zusammenkünfte bei der Stiftshütte sein, Gelegenheit sich an die Geschichte Israels zu erinnern und Gottes Charakter vertieft kennenzulernen und zu feiern: Gott ist der allmächtige Gott, der den Bund hält, der Israel versorgt, befreit und beschützt. Es ist der, der obwohl er heilig und Ehrfurcht gebietend ist, trotzdem die Nähe seines Volkes sucht.
Gott führt auch Israels Zivilrecht und Sittengesetz ein (Lev 17-22). Israel soll ein Bundesvolk sein, das den Bund nicht nur mit Gott, sondern auch untereinanderhält: Schutz der Ehe und Familie, sexuelle Reinheit und bewusste Ablehnung von Götzendienst sind wichtige Bausteine, wie auch der Respekt vor den Rechten des Andern, die Menschenwürde und die Wichtigkeit des Wortes Gottes. Gott gibt die gesetzlichen Grundlagen für eine freie, sichere, leistungsfähige und gesunde Nation.
Gott ist bereit und willig aber die Entscheidung liegt beim Volk und bei jedem einzelnen. Moses zeigt während eines ganzen Kapitels des Buches auf, wie wichtig die menschliche Entscheidung ist (Lev 26). Entweder die Menschen wählen Gehorsam und Gottesfurcht, was zu Segen, Wohlergehen und Leben führt, oder aber sie wählen Ungehorsam und Götzendienst und ernten dann Elend, Armut und Tod. Zu jeder beliebigen Zeit lässt Gott die Türe offen vom Weg des Todes weg auf den Weg des Lebens zu kommen – falls sie sich demütigen und Busse tun.
Kommt.