JOHANNES
Johannes schreibt sein Evangelium um aufzuzeigen, dass Jesus wirklich der von den Juden erwartete Messias, aber auch der Sohn Gottes ist, der den Vater offenbarte, so dass Alle, die an ihn glauben, ewiges Leben haben.
Johannes, der Bruder von Jakobus, beide zur Gruppe der zwölf Apostel gehörend, schreibt sein Evangelium nachdem die andern drei Evangelien schon ausgeschrieben waren. Er lässt in seiner Aufzeichnung einige bekannte Begebenheiten weg, die in den andern Evangelien schon gut dokumentiert wurden, zum Beispiel die Jesu Geburt, seine Taufe, seine Versuchungen, Verklärung, das Abendmahl, Gethsemane und die Himmelfahrt. Dafür beschreibt er detailliert Begegnungen, die Jesus mit einzelnen Menschen gehabt hat (zum Beispiel mit der Samariterin am Brunnen oder der nächtlichen Besuch von Nikodemus), aber auch einige Begebenheiten, die die andern Evangelien nicht erwähnen (zum Beispiel die Hochzeit in Kana, die Fusswaschung und die Erweckung des Lazarus).
Scheinbar hat Johannes das Evangelium geschrieben, als die andern Autoren, Matthäus, Markus Lukas und alle andern Apostel schon einen Märtyrertod gestorben waren. Jerusalem war von den Römern zerstört worden (70 AD) und das jüdische Kernland durch Deportationen weitgehend entvölkert. Kirchentradition sagt, dass Johannes in die Gegend von Ephesus in Kleinasien gezogen war, wo er sehr alt wurde und in 98 AD verstarb. Johannes schreibt zu einer Zeit in der die Kirchen von Kleinasien schon seit Jahrzehnten existieren, wo die christliche Bevölkerung konstant gewachsen ist und die meisten Gemeinden gemischt jüdisch-heidnisch sind.
Zu dieser Zeit hatten sich schon verschiedene Irrlehren, vor allem gnostischer Natur, breit gemacht und angefangen die Gemeinden zu beeinflussen. Gnostizismus war eine Verbindung und Vermischung von verschiedenen religiösen Traditionen, die die christlichen Gemeinden über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte herausforderte. Johannes und viele frühen Kirchenväter bekämpfen diese Irrlehre in ihren Schriften.
Gnostizismus behauptet dass gewisse Menschen eine göttlichen Funken in sich haben, und sie durch Erleuchtung und religiöses Wissen („Gnosis“ heisst „Wissen“) wahre Gnostiker werden können. Gnostizismus ist deshalb eine elitäre Lehre, die sagt, dass nur einige spezielle Menschen Gottähnlichkeit oder Heil erreichen können. Alles beruht auf speziellem Wissen. Gnostizismus lehrt, dass „göttliche Funken“ von einem transzendenten „Gott“ ausgingen, und in gewissen sündhaften Menschenkörpern hängen geblieben sind. Gnostizismus sieht den menschlichen Körper und die reale Welt als negativ oder sogar böse. Dies führte zu entweder einer asketischen Ausrichtung (der Körper muss durch geistliche Disziplin unterdrückt werden) oder noch häufiger zur Sittenlosigkeit (man kann mit dem Körper machen was man will, denn der göttliche Funke wird durch den Körper nicht beeinflusst). Im Gnostizismus hat Gemeinschaft mit Gott nichts zu tun mit Umkehr, Vergebung oder einem gehorsamen, gottgefälligen Leben. Gnostik separiert alles: den göttlichen Geist vom bösen Körper, Erkenntnis von danach Handeln und Göttlichkeit von Moral. Sie schürt Stolz, Überheblichkeit und vollkommene Gleichgültigkeit den „normalen Sterblichen“ gegenüber, die keinen göttlichen Funken besassen.
Wie sieht ein Gnostiker Jesus? Gnostizismus behauptet, Christus sei ein Geist, der zur Erde kam um gewisse Menschen zu erleuchten. Bei der Taufe hat der Geist Jesus den Menschen Jesus in Beschlag genommen, aber er hat sich nicht beschmutzte durch Leiden und schon gar nicht durch den Tod am Kreuz (Docetizismus). Die Menschwerdung, Jesus’ Tod am Kreuz, die Auferstehung und Gottes Versprechen einer zukünftigen vollkommener Erneuerung von allem (Materie und Geist) war für die Gnostiker nicht wichtig.
Als Antwort auf diese Irrlehre betont Johannes ganz fest, dass Jesus beides sowohl ganz Gott als auch ganz Mensch ist. Jesus ist Gott: Er ist Gottes Wort (Joh 1:1), der Sohn von Gott (Joh 1:18), der Messias (Joh 4:26), die Auferstehung (Joh 11:25); er ist das Leben, das Gott uns anbietet (Joh 14:6), die Wahrheit, der Weg und der Zugang zum Vater (Joh 14:6). Jesus zu kennen ist gleichbedeutend mit den Vater kennen (Joh 14:7), Jesus zu sehen gleichbedeutend mit den Vater zu sehen. (Joh14:9)
Johannes betont aber genauso fest, dass Jesus ganz Mensch ist: Jesus kam im Fleisch, lebte unter uns (Joh 1:14), war ein normaler Mensch mit Gefühlen (Joh 11:33) und Schwächen (Joh 4:6), er war erdgebunden (Joh 8:8) und sein Geist verliess ihn nicht, bevor er den Tod erduldete, wie die Gnostiker behaupteten (Joh 19:30). Auch war die Auferstehung ganz klar eine körperliche Auferstehung (Joh 20:27).
Durch den Glauben an diesen Jesus kommt Leben, das ewige Leben(Joh 3:15; 17:3), ja Leben in ganzer Fülle (Joh10:10). Alle können glauben, bei Jesus gibt es keine Ausgrenzungen.
Kommt.
Kommt.