ESTER
Das Buch Ester erzählt die Geschichte wie den Juden während der Herrschaft des medo-persischen Königs Ahasveros ein Genozid droht und wie diese Gefahr abgewendet wurde.
Ein erstes Kontingent Juden war in 536 BC unter der Leitung Serubbabels nach Judäa zurück gekehrt aber viele Juden verblieben im Exil und liessen sich in den verschiedenen Städten des medo-persischen Reiches nieder, darunter auch in der Hauptstadt Susa.
Das Buch Ester beginnt mit einem grossen, beeindruckenden Fest, das König Ahasveros, mit griechischem Namen Xerxes I (484-464 BC), gibt um den Führungskräften und dem Stab des Militärs seine Macht und seinen Wohlstand vorzuführen (Est 1,1-9).
Wir wissen aus persischen und griechischen Quellen, dass dies im Jahr 483 BC geschah, als Ahasveros die Unterstützung seiner Untergebenen gewinnen will, um Griechenland anzugreifen. Während des Festmahls geschieht etwas peinliches: Der angetrunkene König will den andern die Schönheit seiner Frau, Königin Vasti vorführen, doch diese weigert sich zu erscheinen. Ahasveros wird wütend und befolgt den Vorschlag seiner Berater seine Königin zu verstossen um seinem Reich klar zu machen, dass die Frauen sich unterordnen sollten (Est 1,19-22).
Von 483-480 BC führt Ahasveros dann seinem Feldzug gegen die Griechen, welcher im Buch Ester nicht beschrieben ist. Er wird in der Seeschlacht bei Salamis (Zypern) von den Griechen empfindlich geschlagen. Der Geschichtsschreiber Herodot bemerkt dazu zynisch, dass der gedemütigte Ahasveros nach dieser militärischen Pleite keine grandiosen Ziele mehr verfolgte, sondern sich vor allem mit seinem Harem beschäftigte.
Und hier fährt die Geschichte im Buch Ester nun fort (479 BC). Der König bereut, dass er seine Königin Vasti so harsch behandelte. Seine Berater schlagen ihm vor, im ganzen Land schöne Jungfrauen zu suchen, aus denen er sich dann eine neue Königin als Ersatz für Vasti aussuchen könnte (Est 2,1-4). Die Idee gefällt dem König und so werden schöne Jungfrauen nach Susa gebracht, wo sie sich einer zwölf monatigen Schönheitskur unterziehen müssen, bevor sie eine Nacht zum König geführt wurden. Ester, eine jüdische Waise, die von ihrem Cousin Mordechai, der an den Toren zum Palast arbeitet, adoptiert wurde ist auch unter den Jungfrauen. Ester ist nicht nur äusserlich schön, sondern auch bescheiden und hat eine ansprechende Haltung und Art. Ester, mehr als alle anderen Kandatinnen, gewinnt die Gunst aller, auch die des Königs. In 478 BC macht Ahasveros sie zur neuen Königin von Medo-Persien (Est 2,17-18). Einmal geschieht es, dass Mordecai und Ester einen Mordanschlag auf den König verhindern können (Est 2,19-23).
Einige Zeit später befördert Ahasveros einen Mann namens Haman zum höchsten Amt. Haman wird in Est 3:1 ein «Agagiter» genannt. Das kann bedeuten, dass er ein Nachkomme des Amalekiterkönigs Agag war, der mit Israel kriegt führte, ein historischer Feind, sozusagen. Aber es gab auch eine persische Provinz mit diesem Namen, von der Haman vielleicht stammte. Klar ist, dass Mordechai sich weigert, sich bei diesem Aufsteiger einzuschmeicheln, entweder, weil er amalekitischer Abstammung war oder einfach weil er dessen Charakter nicht schätzte. Als die Leute Haman darauf aufmerksam machen, ist sein Stolz zutiefst verletzt. Er ist erbost und versucht nun, da er weiss, dass Mordechai Jude ist, nicht nur Mordechai sondern die Juden als ganzes Volk zu zerstören. Er erschleicht sich von einem ahnungslosen König die Erlaubnis, dass an einem bestimmten Tag jedermann die Juden im ganzen Reich angreifen, umbringen und ihren Besitz in Beschlag nehmen werden könne (Esth 3,1-15).
Als die Juden im ganzen Land von diesem künftigen Vernichtungstag erfahren, sind sie am Boden zerstört. Mordechai informiert Ester von diesem Erlass und fordert sie heraus, sich als Jüdin zu erkennen zu geben und beim König Ahasveros für ihre Landsleute einzustehen. Er sagt ihr: «Denke nicht in deinem Herzen, dass du vor allen Juden entkommen würdest, weil du im Haus des Königs bist! Denn wenn du jetzt schweigst, so wird von einer anderen Seite her Befreiung und Rettung für die Juden kommen, du aber und das Haus deines Vaters werden untergehen. Und wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?» (Est 4,13-14). Trotz des Risikos und des unsicheren Ausganges gehorcht Ester gehorcht und kommt unaufgefordert vor den König. Es akzeptiert ihre Bitte, dass er und Haman zu einem Bankett kommen mögen, dass Esther für sie hält (Est 5,1-8).
Haman freut sich sehr über diese grosse Ehre, aber ist umso mehr erbost als er sieht, dass Mordechai sich nicht vor ihm verbeugt. Er lässt deshalb in seinem Garten einen 22 Meter hohen Galgen errichten um Modechai hinzurichten (Est 5,9-14). Gottes Hand im Spiel wird mehr und mehr sichtbar: Genau diese Nacht kann der König nicht schlafen, lässt sich Chroniken vorlesen und wird erinnert, dass er sich nie für den vereitelten Mordanschlag bei erkenntlich gezeigt hatte. Er beschliesst dies am nächsten Tag nachzuholen und befiehlt dem entsetzten Haman Mordechai öffentlich ehren (Est 6). Am Festmahl, später am selben Abend, gibt sich Ester als Jüdin zu erkennen. Der König erkennt, wie Haman ihn für seine eigenen Zwecke einspannen wollte, und befielt in seinem Zorn, Haman an seinem eigenen Galgen aufzuhängen. Dann befördert er Mordechai zur Position die Haman innegehabt hatte (Est 7).
Mordechai und Ester erarbeiten nun ein zweites Dekret, das den Juden erlaubt, sich an den gesetzten Vernichtungstage zu verteidigen. Die Angst vor den Juden überkommt alle im Reich und der gefürchtete Tag wird zu einem grossen Sieg für die (Esth 8-9). Um an dieses grosse Eingreifen Gottes zu erinnern, richten Mordechai und Ester das jährliche Purim Fest ein.
Kommt.