ERSTE UND ZWEITE CHRONIK
Das erste und zweite Buch Chronik behandelt fünf hundert Jahre der Geschichte Israels. Am Anfang ist der Tod von König Saul beschrieben (1.Chron 9-10), dann die Herrschaft Davids (1011 BC bis 971 BC), die Regierung Salomos und der Bau des Tempels (971-931 BC) und zuletzt die Regierung der Könige Judas (931-586 BC), bis zum bitteren Ende, der Zerstörung von Juda, Jerusalem und Tempel durch die Babylonier.
Die beiden Bücher Chronik überschneiden sich somit zeitlich mit erstem und zweitem Samuel und mit erstem und zweiten Buch der Könige. Aber die Chroniken beinhalten auch zusätzliches neues Material, vor allem in Bezug auf David, Salomo und die guten, reformierenden Könige von Juda.
Ein Hauptaugenmerk der beiden Bücher betrifft den Tempel, die Gottesdienste, die jährlichen Feste, die Priester und die Leviten. Die Leviten, zum Beispiel, werden in Samuel und den Königen nur dreimal erwähnt aber über hundert Mal in den Chronik Büchern. Es erstaunt somit nicht, dass die Bücher Chronik von einem Priester geschrieben wurden, nämlich dem Schriftgelehrten Esra. Esra war massgeblich an der Wiederherstellung des Gottesdiensten im Tempel in Jerusalem beteiligt nach dessen Wiederaufbau nach dem Babylonischen Exil.
Die Juden wurden 586 BC nach Babylon ins Exil geführt, erhielten aber im Jahre 538 BC die Erlaubnis, nach Judäa zurückzukehren. Eine erste Gruppe von etwa fünfzig tausend Juden ergriffen diese Chance und kamen unter der Leitung von Serubbabel in 536 BC nach Judäa zurück. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten sie den Tempel am alten Ort in Jerusalem wieder aufbauen. Der Tempel war aber nie so imponierend und prächtig wie der salomonische Tempel. Eine zweite Gruppe Juden kehrten im 458 BC unter der Leitung des Priesters Esra zurück. Esra selbst investierte sich voll in die Wiedereinführung der Gottesdienste am Tempel, in die Lehre des Gesetzes, in die Reorganisation der Priesterschaft und der Leviten, ins Sammeln von alten heiligen Schriften und die Einhaltung der jährlichen vorgeschriebenen Feste (Ezra 7-10).
Die Situation damals war schwierig für die Juden. Zwar wurde ihnen erlaubt in ihr Land zurück zu kehren, aber es war eine relativ kleine Gruppe, die nicht von einem davidischen König sondern von einem Statthalter des riesigen, Götzen dienenden medo-persischen Reiches, regiert wurde. Die Stadtmauern lagen noch immer in Trümmern und das umgebende Land wurde von verschiedenen Völkern bewohnt, die früher Israels Feinde waren.
In dieser Situation stellten sich den heimgekehrten Juden viele Fragen: Ist Gott wirklich noch mit uns? Sind wir immer noch das Bundesvolk Gottes? Gelten seine Zusagen und Versprechen noch? Warum stellt Gott Israel nicht in umfassenderer Weise wieder her? Wie behalten wir in so einer gemischten Situation unsere Identität und den rechten Glauben? Was sind eigentlich unsere Wurzeln?
Indem Esra die Bücher Chronik schreibt, versucht er genau diese Fragen zu beantworten. Er zeigt Israel seine Herkunft, indem er die Ahnenreihe bis Abraham, ja sogar bis Adam aufzeichnet. Er versichert die Israeliten ihrer Abstammung, erinnert sie an ihre Geschichte und an ihren speziellen Stand als auserwählte Nation (1.Chron 1-9). Esra erzählt ihnen ihre eigene Geschichte. Er weckt das Vertrauen der entmutigten Mitjuden indem er Ihnen vom grossen König David erzählt, der gottesfürchtig war und den Herrn, seinen Gott von ganzem Herzen suchte. Er erzählt die Geschichte von Davids Hingabe an Gott, sein Vertrauen in Gottes Zusagen, seine wachsende Armee in der Wildnis, seine militärischen Sieg im Namen Gottes, sein fröhliches Überführen der Bundeslade nach Jerusalem, seine Einführung eines regelmässigen Gottesdienstes und die Organisation der Priester, Leviten und anderer Regierungsbeamter (1 Chron 11-29). All das soll die zurückgekehrten Juden ermutigen, ihnen helfen ihre Berufung zu verstehen und sie herauszufordern danach auch zu leben.
Esra erzählt wie Salomo als nächster König bestätigt wird und wie er gemäss Davids Plänen den Tempel baut (2.Chron 2-7). Israel blüht auf und wird für die andern Nationen zu einem leuchtenden Beispiel, was ja eigentlich von Anfang an Israels Berufung war (2.Chron 8-9).
Die Bücher Chronik erzählen nur die Geschichte der Könige des Südreichs Juda, nicht jene des Nordreichs, und gibt solchen Königen, die Gottes Willen gehorchen, viel mehr Raum. Diese guten Könige sind beschrieben als solche die bemüht waren Gott zu suchen und in Gehorsam Reformen durchziehen, den Tempel instand halten, Gottesdienste wieder einzuführen und die Priester und Leviten in ihre Rolle einsetzen. Diese Könige sind Vorbilder für die zurückgekehrten Juden, die sich nach einer erneuerten Gesellschaft sehnen. Esra warnt sie aber auch, indem er ihnen die Geschichte von Juda erzählt, wie es Gott den Rücken kehrte, Tempel und Gottesdienst vernachlässigte und so schlussendlich Tempel, Land und König verlor.
Kommt.