JESAJA
Jesaja wird von Gott zum Propheten für Juda berufen und wirkt während der Regierungszeit der Könige Usija, Jotam, Ahas, Hiskia und Manasse (Jes 1:1, ungefähr 739-686 BC) Er ist somit während mehr als siebzig Jahren das Sprachrohr Gottes für Juda. Er erlebt gute Zeiten unter gewissen Königen (Usija, Jotam, Hiskia) aber auch den Zerfall des Landes unter schlechten Königen (Ahas, Manasse). Während Jesajas Leben ist Juda vorerst noch im Krieg mit Israel und dessen nördlichem Nachbarn Syrien. Als dann diese beiden Nationen durch das mächtige und grausame Assyrische Reich besiegt und in Gefangenschaft geführt werden, wird auch Juda von diesem Reich bedroht und zum Teil besetzt.
Gerade in solchen Zeiten ist die Versuchung für Juda, als relativ kleines Land mit andern Mächten Bündnisse einzugehen, sehr gross. Aber Jesaja warnt wiederholt davor. Er macht deutlich, dass das eigentliche Problem Judas nicht ihre zahlenmässige Unterlegenheit, noch ihre minderwertige Armee und noch nicht mal die militärische Bedrohung durch Assyrien an sich ist, sondern dass Juda Gott untreu geworden ist. Gott selbst hat Assyrien zu solch einer Bedrohung lassen werden. ist.
Gott hat das schon viel vorher im Gesetz Mose festgehalten: «Wenn ihr aber nicht auf den Herrn, euren Gott, hört und nicht all seine Gebote und Ordnungen befolgt … wird euch der Herr ins Unglück stürzen und alles misslingen lassen, was ihr euch vornehmt. Der Herr wird euch euren Feinden ausliefern. Sie werden euch in alle Himmelsrichtungen auseinanderjagen»(5.Mose 28,15+25). Militärische Bedrohungen sind ein Teil einer Strafe Gottes, die dazu gedacht ist, die Menschen hellhörig zu machen und zur Umkehr zu bewegen. Wenn also am Horizont die Grossmacht Assyrien auftaucht, soll Juda seine Hoffnung nicht in politische Bündnisse setzen, sondern zu Gott schreien, Götzendienst aufgeben und sich von ganzem Herzen dem lebendigen Gott zuzuwenden, der allein die Macht hat, sie zu retten.
Jesaja fordert mehrere Könige mit dieser Botschaft heraus. Er versichert Ahas, dass die Bedrohung durch Israel und Syrien sich in Luft auflösen wird: «Aber ich, der Herr, sage: Daraus wird nichts! Es wird ihnen nicht gelingen! Israel … wird es nicht mehr geben» und er fordert sie heraus: «Wenn ihr nicht fest im Glauben steht, dann könnt ihr überhaupt nicht bestehen!» (Jes 7,7-8). Aber Ahas bringt den Mut und das Gottvertrauen nicht auf und wird empfindlich geschlagen.
Etwa dreissig Jahre später sieht sich König Hiskia mit einer weit grösseren Gefahr konfrontiert: Assyrien hat einen Teil Judas überrannt, sechsundvierzig befestigte Städte erobert und macht sich daran, die letzte befestigte Stadt, Jerusalem, zu belagern. Das Wasser steht König Hiskia bis zum Halse und Assyrien verlangt die Kapitulation. König Hiskia schreit in seiner Not zu Gott und wendet sich an Jesaja, der ihm folgenden Rat gibt: «So spricht der Herr: Hab keine Angst vor den Drohungen, die du gehört hast … Ich will ihn dazu bringen, dass er seine Truppen von hier abzieht. Er wird ein Gerücht hören und darüber so beunruhigt sein, dass er umgehend in sein Land zurückkehrt. Dort lasse ich ihn durch das Schwert umkommen» (Jes 37,5-7). Im Gegensatz zu Ahas vertraut Hiskia auf Gott, kapituliert nicht vor den Assyrern und erlebt eine wunderbare Befreiung. Die Prophezeiung wird wahr, der Assyrische König Sanherib kehrt in sein Land zurück und wird dort im Jahr 681 BC von zwei seiner Söhne umgebracht.
Die Kurzzeit Vorhersagen Jesajas erfüllen sich ausnahmslos vor den Augen von ganz Juda (Kap 1-39), was gemäss des Gesetz Mose (5.Mose 18,22) der Beweis dafür ist, dass Jesaja ein wahrer Prophet ist. Damit ist das Fundament gelegt, dass Jesajas Hörer und auch spätere Leser seine noch viel weiterreichenden Voraussagen über einen künftigen Retter als Gottes Wort annehmen und ihnen vertrauen können (Kap 40-66). Jesaja ist der Prophet, der die detailliertesten und die am weitreichendsten messianischen Prophezeiungen verkündet.
Er sagt voraus, dass Gott eine umfassende, nie dagewesene Erneuerung bringen wird, etwas ganz Neues (Jes 43,19), ein neues Zeitalter der Sicherheit, der Geborgenheit und der Gesundheit. Jesaja sagt einen «Diener Gottes» voraus, ein Ausdruck der sich einerseits auf Israel bezieht, andererseits auf Kyrus, den medo-persischen Befreier, den Jesaja ansagt (Jes 44,26-45,7), aber letzten Endes auf Jesus: Jesus ist der «Diener Gottes», der Gottes Willen vollumfänglich tut.
Jesaja beschreibt den Messias als den, der Gott gehorcht, der wirklich demütig, treu und voller Gottvertrauen ist, und auch bereit ist, für andere zu leiden. So wird Jesus zum «Licht für alle Völker» (Jes 49:6). Der «Diener Gottes» ist somit einerseits der zukünftige Befreier, andererseits aber schon jetzt das Vorbild für alle, die Gott suchen. Der Charakter des Gottesdieners ist das, wonach Gott in allen Nachfolgern sucht: Demut, Gottvertrauen und die Willigkeit Menschen zu dienen; jemand ohne trügerisch Hoffnungen oder falsche Sicherheiten, jemand der nur Gott gehört. Und solche Nachfolger werden ihrerseits zum «Licht für alle Völker».
Kommt.