MALEACHI
Der Prophet Maleachi ruft die entmutigten und halbherzigen Rückkehrer aus Babylon zu einem rückhaltlosen Gehorsam gegenüber Gott und einer frohen Erwartung des verheissenen Messias.
Wir wissen nicht viel über die Person von Maleachi, dem letzten Propheten des Alten Testamentes, ausser den Worten die er uns in diesem Buch hinterlassen hat. Der Name Maleachi bedeutet einfach «der Bote». Es kann sein, dass das wirklich sein Name war (die meisten jüdischen Namen haben eine Bedeutung). Es kann aber auch sein, dass er diesen Namen wählte, um seine Funktion auszudrücken (Mal 1,1). Er gebraucht den Ausdruck «malak» («Bote») noch dreimal in seinem kurzen Buch, einmal um die Funktion eines Priesters zu beschreiben (Mal 2,7) und zweimal um den zu beschreiben, der den Weg für den Messias vorbereiten wird (Mal 3,1).
Die Juden sind in drei Wellen vom Exil in Babylon zurück gekehrt (536, 458 und 444 BC), mit hohen Erwartungen und grosser Hoffnung, dass Gott durch sie im verheissenen Land das messianische Reich wieder aufrichten wird, wie frühere Propheten es vorausgesagt hatten.
Aber trotz grossen Opfern, Gehorsam und Erwartungen finden sie sich in einer alles andere als idealen Situation: Sie werden noch immer vom heidnischen Medo-Persischen Reich beherrscht, sie müssen ihr Land mit andern Völkern teilen, die zur Zeit des Exils eingewandert waren, sie haben es kaum geschafft den Tempel und die Stadtmauern von Jerusalem wieder aufzubauen und die Wirtschaft ist alles andere als rosig. Ihre Entmutigung führt zu einer eher nachlässigen Haltung Gott, dem Tempel und dem Opferdienst gegenüber. Sie sagen sich: «Es ist umsonst, dass man Gott dient, und was nützt es uns, seine Ordnung zu halten und vor dem Herrn der Heerscharen in Trauer einherzugehen?» (Mal 3,14) oder «wo ist der Gott des Gerichts?» (Mal 2,17).
Maleachi spricht sie auf ihre Halbherzigkeit und minimalistische Religiosität an. Er überzeugt sie, dass ihr Verhalten Gott entehrt, und zeigt, dass sie Gott weder wirklich kennen noch verstehen, und dass sie ihn somit auch nicht für die umgebenden Völker sichtbar machen können. Er spricht vor allem die Priester an, die geistliche Vorbilder sein sollten, aber stattdessen Gottes Massstab kompromittiert haben, indem sie zum Beispiel kranke und lahme Tiere als Opfer zugelassen haben. Maleachi erinnert sie an ihre hohe Verantwortung, indem er die ursprüngliche Berufung eines Priesters beschreibt: «Ihr sollt erkennen, dass ich euch dieses Gebot gesandt habe, damit mein Bund mit Levi bestehe, spricht der Herr der Heerscharen. Mein Bund mit ihm war Leben und Friede, und ich verlieh ihm beides, damit er mich fürchtete, und er fürchtete mich auch und hatte Ehrfurcht vor meinem Namen. Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Mund, und nichts Verkehrtes wurde auf seinen Lippen gefunden; er wandelte mit mir in Frieden und Aufrichtigkeit, und viele brachte er zur Umkehr von der Missetat. Denn die Lippen des Priesters sollen die Erkenntnis bewahren, und aus seinem Mund soll man das Gesetz erfragen; denn er ist ein Bote des Herrn der Heerscharen» (Mal 2,4-7).
Wahrscheinlich war die korrupte Priesterschaft, gepaart mit der Halbherzigkeit der Juden, der Grund, dass der «Zehnte» nicht mehr bezahlt wurde. Maleachi sagt denen die treu den Zehnten geben Gottes Segen zu.
Die Juden hatte auch damit begonnen, sich von ihren Ehefrauen zu scheiden und statt dessen heidnische Frauen aus der Umgebung zu heiraten, also genau das, was schon zu Zeiten der Richter der Grund des Abfalls Israels von Gott war. Maleachi warnt ernsthaft vor Heiraten mit heidnische Frauen (Mal 2,11-12) aber auch vor Scheidung an sich, die er mit Gewalttätigkeit vergleicht (Mal 2,14-16). Scheidung bedeutet das auseinander hacken von dem, was Gott zusammengefügt hat. (1.Mose 2,24). Es ist ein gewaltsames und zerstörerisch Vorgehen.
Mit sengenden Worten macht er ihnen klar, dass all ihre religiösen Anstrengungen (wie «den Altar mit Tränen bedecken») keinerlei Wert haben, wenn sie nicht in alltäglichen Belangen Gottes Gebote zu halten bereit sind (wie «der Frau ihrer Jugend» untreu zu werden, Mal 2,13; 15). Das Achten des Nächsten, die wichtigste Anforderung des Gesetzes, kann nicht durch irgendwelche selbstgewählte Religiosität nach Belieben ersetzt werden. Maleachi sagt nicht, dass Scheidung immer falsch ist und auch nicht, dass ungerecht behandelte Ehepartner zu jahrzehntelangem Leiden verdammt sind. Wenn Gott sagt «Ich hasse die Ehescheidung», dann greift er nicht den unterdrückten Ehepartner an, sondern denjenigen Ehepartner, der dem Ehebund untreu wird, der die Versprechen der Eheschliessung nicht hält, zum Beispiel durch liebloses Verhalten, verweigerte Versorgung oder sexuelle Untreue.
Und schlussendlich versichert Maleachi die Juden, dass Gott seine Versprechen wahr machen wird und der Messias ganz bestimmt kommen wird (Mal 3,1). Wenn der Messias aber kommt, wird er nicht nur das Böse richten, sondern auch die Halbherzigen herausfordern. Er wird sie wie Silber im Ofen reinigen, sie mit starker Seife sauber schrubben (Mal 3,2-3). Er wird Licht und Heilung denen sein, die ihn fürchten und alle Beziehungen wiederherstellen (Mal 4,2-6). Es ist diese Hoffnung, die sie bis zu jenem Tag durch tragen soll.