MICHA
Micha fort Juda dazu heraus, aus dem Untergang von Israel zu lernen, demütig und mit ganzem Herzen zu Gott umzukehren, soziale Gerechtigkeit durchzusetzen und auf eine Zeit zu hoffen, wenn Juda wirklich zum Licht für alle Nationen werden darf.
Micha beschreibt sich selbst nur indem er den Namen seines Dorfes angibt, Moreschet, wahrscheinlich eine ländliche Gegend im westlichen Tiefland von Juda.
Er gibt als Zeitpunkt seiner Prophezeiungen die Könige Jotam, Ahas und Hiskia von Juda an, was auf die fast fünfzig Jahre von 739 bis 686 BC hinweist. Seine ersten Prophezeiungen richten sich sowohl ans Nordreich Israel als auch ans Südreich Juda. Im Jahr 722 BC wird Israel vom assyrischen Grossreich erobert, zerstört und in Gefangenschaft geführt, wie Gott durch den Propheten Micha und viele andere vorhergesagt hatte.
Micha wendet sich dann Juda zu, das die assyrische Bedrohung überlebt hat. Aber er sieht keinen Grund für Selbstgefälligkeit oder Bequemlichkeit: «Darüber will ich wehklagen und jammern … denn ihre Wunde ist unheilbar; sie erstreckt sich bis nach Juda und reicht bis zu den Toren meines Volkes, bis nach Jerusalem» (Micha 1,8-9). Er sieht, dass die gleiche Sünde, die Israel infiziert hat und zu ihrem Untergang geführt hat, auch in Juda am Werk ist.
Mit klaren Worten zeigt Micha den Menschen von Juda ihre Sünde auf, speziell Gier und durch Unrecht ergatterten Reichtum: «Wehe denen, die Frevel ersinnen und Böses vorbereiten auf ihren Lagern! … Gefällt ihnen ein Feld, so rauben sie es, und wollen sie ein Haus haben, so nehmen sie es weg; sie üben Gewalt gegen den Besitzer und sein Haus, gegen den Mann und sein Erbteil … vom Obergewand reissen sie den Mantel denen weg, die sorglos vorüberziehen, die dem Krieg abgeneigt sind» (Micha 2,1-2; 8).
Micha spricht im Besonderen die Leiter Judas an, sowohl die politischen als auch die geistlichen: «Hört doch, ihr Häupter von Jakob und ihr Fürsten des Hauses Israel! Ist es nicht eure Sache, das Recht zu kennen? … wenn sie dann das Fleisch meines Volkes gefressen und ihnen die Haut abgezogen haben … und die Seher sollen zuschanden werden und die Wahrsager schamrot dastehen … sie sprechen Recht um Geschenke, und seine Priester lehren um Lohn, und seine Propheten wahrsagen für Geld» (Micha 3,1-2; 7; 11). Seine Worte gelten auch den Reichen: «Kann ich rein sein bei unrechter Waage und wenn falsche Gewichtsteine im Beutel sind? Weil denn ihre Reichen so gewalttätig sind und ihre Einwohner Lügen reden und falsche Zungen in ihrem Mund haben…» (Micha 6,11-12). Diejenigen in Leiterfunktionen werden für Ihre Handlungen doppelt gerade stehen müssen, aber das heisst nicht, dass die Normalbevölkerung unschuldig ist: «Der Getreue ist aus dem Land verschwunden, und es ist kein Redlicher mehr unter den Menschen. Sie lauern alle auf Blut, jeder jagt seinen Bruder mit Netzen … Zum Bösen brauchen sie beide Hände, um es ja recht gut zu machen» (Micha 7,2-3).
Micha klagt aber nicht nur an, sondern zeigt den Zuhörern auch Gottes Herz und wie sie ihm gefallen können: «Womit soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem erhabenen Gott? Soll ich mit Brandopfern, mit einjährigen Kälbern vor ihn treten? Hat der Herr Wohlgefallen an Tausenden von Widdern oder an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen geben für meine Übertretung, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele? Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Nichts anderes als Recht zu tun, Liebe zu üben und demütig zu wandeln mit deinem Gott» (Micha 6,6-8).
Nur wenige Jahre nach Israels Untergang sagt Micha voraus, dass auch Juda zerstört werden würde (Micha 3,12). Er ist der erste Prophet, der Juda diese Zukunft voraussagt, wenn auch später noch mehrere dasselbe sagen werden.
Aber Micha sieht auch jenseits der Zerstörung eine Wiederherstellung: Nicht nur soll Juda wieder wie früher auferstehen sondern eine ganz neue Zeit soll anbrechen: «Doch es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des Herrn fest gegründet an der Spitze der Berge stehen … Völker werden ihm zuströmen. Und viele Heidenvölker werden hingehen und sagen: »Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn … damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem» (Micha 4,1-2).
Das ist eine beeindruckende Prophezeiung die besagt, dass das, was Gott in Jerusalem tun wird (Jesus, sein Tod am Kreuz und die Auferstehung), zum Anziehungspunkt für alle Nationen werden wird. Von Jerusalem aus wird das Wort des Herrn (das Evangelium) ausgehen und Gottes Gebote werden die Menschheit unterrichten. Mit dieser kraftvollen Beschreibung des Messias und seiner Botschaft will Micha den Menschen Hoffnung und damit Durchhaltewillen geben und sie ermutigen, schon jetzt im Gehorsam zu leben.