NEHEMIA
Die Bücher Esra und Nehemia beschreiben die Geschichte der aus dem babylonischen Exil nach Judäa zurückkehrenden Juden, eine Spanne von etwa hundert Jahren (539 – 432 BC).
Die Juden waren 586 BC ins babylonische Exil geführt worden. Mit dem Sieg der Medo-Perser über Babylon in 538 BC und der Erlaubnis, dass alle dislozierten Völker wieder nach Hause gehen dürfen, beginnt für Israels Geschichte ein neues Kapitel. In 536 BC kehrt eine erste Gruppe Juden unter der Leitung von Serubbabel nach Judah zurück. Nehemia führt die Namen oder Families der Rückkehrer auf und betont damit die Wichtigkeit ihres Gehorsams Gottes Rufes gegenüber (Esra 7). Die Zurückgekehrten bauen den Tempel in Jerusalem auf seinem historischen Platz wieder auf (536-516 BC). In 458 BC kehrt der Schriftgelehrte Esra mit einer weiteren Gruppe, vor allem Leviten und Priester, nach Judah zurück. Dort angekommen beginnt Esra mit Reformen.
Im Jahr 444 BC hört Nehemia, der Mundschenk des medo-persischen Königs Artasasta in Susa, von der schwierigen Situation der zurückgekehrten Juden und vom verlotterten Zustand Jerusalems (Neh 1,1-3). Er betet, fastet und erhält dann vom König die Erlaubnis die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen (Neh 1,4 – 2,10). Nach seiner Ankunft in Jerusalem inspiziert er die zerstörten Mauern, motiviert die Juden zum Mitmachen und beginnt mit dem Wiederaufbau der Stadtmauern (Neh 2,11-18). Nehemia organisiert seine beschränkte und sehr heterogene Arbeiterschaft sorgfältig: Priester und Leviten, Städter und Landbevölkerung, Reiche und Arme, Männer und Frauen, Goldschmiede, Händler, Parfümhersteller und Bauern, alle arbeiten an dem Wiederaufbau der Mauern zusammen (Neh 3). Die Juden schuften über viele Studen jeden Tag, aber sind sehr motiviert (Neh 4,6), obwohl es sehr viel Geröll wegzuschaffen gilt (Neh 4,10) und die Arbeiter recht verstreut auf der Mauer arbeiten (Neh 4,19).
Die Mächtigen der umliegenden Volksgruppen stellen sich gegen den Mauerbau. Vielleicht geschieht das aus Gründen ehemaliger Feindschaft ihres Volkes mit Israel. Oder sie haben kein Intresse and einem erstarkten, befestigten Jerusalem unter der Führung von Nehemia da dies ihr eigener Einfluss herabsetzt (Neh 2,19-20). Zuerst versuchen sie es damit, dass sie den Mauerbau ins Lächerliche ziehen (Neh 4,6). Als das nichts fruchtet greifen sie Jerusalem heimlich an (Neh 4,7-8). Nehemia reagiert darauf mit ernsthaftem Gebet, aber auch mit praktischen Sicherheitsvorkehrungen: Er stellt Wachen auf, organisiert die gegenseitige Benachrichtigung im Notfall durch Trompeten, bewaffnet die Arbeiter und stellt sicher, dass die begrenzte Anzahl Arbeiter zur Nachtzeit die Stadt nicht verlassen (Neh 4,15-23).
Als die Anführer der Gegner bemerken, dass ihre Absichten erkannt und vereitelt wurden, versuchen sie Nehemia zu einem Treffen zu zwingen um ihn in eine Falle zu locken und ihm zu schaden (Neh 6,2). Nehemiah weigert sich, sich mit ihnen zu treffen auch wenn sie ihm am Schluss drohen, wegen versuchtem Aufstand gegen das medo-persische Reich anzuzeigen (Neh 6,3-9). Auch versuchen sie seinen Ruf zu schädigen, indem sie ihn dazu verleiten, sich im Tempel als einem sicheren Ort zu verstecken (Neh 6,10-14). Nehemia ist scharfsichtig und bleibt im Gebet; er unternimmt nur was gerade notwendig ist und lässt sich nicht von der Aufgabe ablenken. Er ist mutig, entschlossen und nimmt keine Vorzugsbehandlung an, was dazu beiträgt die Arbeiterschaft weiter zu motivieren und zusammenzuhalten.
Neben der Bedrohung von aussen treten auch innere Schierigkeiten auf: Viele der armen Juden wurden durch Not zum Schulden machen oder sogar Sklaverei gezwungen (Neh 5,1-5). Als Nehemiah sich dieser Ungerechtigkeiten bewusst wird, handelt er sofort: Er fordert Rechenschaft von den Reichen, weist sie darauf hin, dass sie damit gegen das Gesetz verstossen haben und lässt sie vor Gott schwören, die Sklaven frei zu lassen und auf die Rückzahlung der Schulden zu verzichten (Neh 5,6-13). Sie gehorchen Nehemias Befehl, wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil sie sehen, dass Nehemia selber auf alle Privilegien, zum Beispiel die Vergütung als Statthalter, verzichtet, selbst schwer arbeitet und mit seinem eigenen Geld Sklaven freikauft (Neh 5,14-19).
Nehemia und seine Arbeiter vollenden den Mauerbau in einer Rekordzeit von zweiundfünfzig Tagen, was auch seine Gegner schliessen lässt, dass Gottes Hand involviert war (Neh 6,15-19). Die Juden weihen die Mauern in einem fröhlichen und aufwändigen Fest ein (Neh 12,27-43), vergrössern die Bevölkerung der Stadt (Neh 11) und organisieren eine Wache an den Stadttoren.
Esra liest der ganzen Bevölkerung das Gesetz Gottes vor und stellt sicher, dass das Gelesene auch verstanden wird. Dies führt zu Überführung, dann Trauer, Umkehr und schliesslich viel Freude (Neh 8-9). Gemeinsam wird das Laubhüttenfest gefeiert und die Juden verpflichten sich in einem Bund, wieder neu das Gesetz Gottes zu halten (Neh 10). Obwohl weitere Reformen notwendig bleiben (Neh 13), wurde dadurch ein gutes Fundament gelegt.
Kommt.