APOSTELGESCHICHTE
Lukas schreibt die sorgfältig recherchierte Geschichte der ersten Kirche an Theophilus, einen hohen römischen Beamten, um ihn davon zu überzeugen, dass die gute Nachricht von Jesus Christus sowohl Juden als auch Heiden erretten kann und dass sich diese in der ganzen bekannten Welt verbreitet.
Lukas, ein durch Paulus zum Glauben gekommener Nichtjude, ein Arzt (Kol 4:14), schreibt dieses sorgfältig recherchierte und gegliederte Geschichte der ersten Gemeinde, nachdem er intensiv die vorhandenen Dokumente durchgesehen und Befragungen von vielen Augenzeugen durchgeführt hat (Luk 1:1-4).
Die erste der beiden Schriften von Lukas, dem Lukasevangelium, beleuchtet er das Leben, Sterben und die Auferstehung von Jesus. Die zweite Schrift, die Apostelgeschichte, schliesst sich nahtlos an und ist an den gleichen Adressaten gerichtet wie das Evangelium. Apostelgeschichte berichtet wie die Errettungsbewegung, die von Jesus begonnen worden war, sich über die ganze damals bekannte Welt verbreitete. Lukas hat vermutlich seine Unterlagenforschung und seine Augenzeugenbefragungen während der Zeit gemacht, als Paulus zwei Jahre in Caesarea gefangen gewesen war (AD 57-59) und dann später in Rom den Rest geschrieben (AD 60-62).
Lukas schreibt an einen „hochverehrten Theophilus“, ein Titel, der für römische Statthalter verwendet wurde (Apg 23:26, 24:3, 26:25). Das lässt vermuten, dass Theophilus ein hoher römischer Beamter war, oder möglicherweise sogar der Richter oder Verteidiger war, der etwas mit dem Gerichtsverfahren von Paulus zu tun hatte (Apg 22-28).
Die Römer fühlten sich einer Rasse wie den Juden klar überlegen und hatten den Juden gegenüber starke Vorurteile. Sie betrachteten die Juden als religiöse Fanatiker, die immer wieder für Unruhen im römischen Reich verantwortlich waren und so die geliebte „Pax Romana“ (Römischer Frieden) gefährdeten. Daher bedurfte es sehr guter Gründe, Argumente und fundierter Recherche, um eine Römer wie Theophilus nur schon zum Zuhören zu bewegen.
Um ein Gehör für sein Evangelium zu gewinnen, muss Lukas Theophilus davon überzeugen, dass Jesus nicht einfach ein typischer Jude von einer barbarischen Ecke der Römischen Reiches ist, sondern tatsächlich der Retter der ganzen Welt. Er zeigt auf, dass Jesus nicht einfach ein weiterer jüdischer Fanatiker ist, sondern dass er eben gerade durch diese Fanatiker bekämpft und umgebracht worden ist. Jesus hinterfragte selber den jüdischen Stolz und Hochmut, er verwarf die Idee einer militärischen Rebellion gegen Rom als Lösung der Probleme sondern zeigte auf, dass es das sündhafte menschliche Herz ist, das Heilung benötigt.
Lukas zeigt Theophilus auf, dass die erste Gemeinde, die neuen Nachfolger von Jesus, angefangen haben so zu handeln und denken wir Jesus und dass sie durch Seinen Geist geleitet werden. Sie sind auch politisch neutral, gewaltfrei und werden genauso wie Jesus, von den fanatischen Juden verfolgt. Sie verkünden die gute Nachricht, dienen den Menschen und sprechen vor allem das Herz der Zuhörer an, was zu ihrer Errettung und einem tiefgreifenden Gesinnungswandel führt. Viele der ersten Nachfolger Jesu waren so, wie die Römer sich Juden vorstellten: stolz, arrogant und immer darauf aus, die römische Besetzung loszuwerden. Wenn aber Jesus deren Herzen berührt, werden sie dramatisch verändert und beginnen die Mitmenschen zu lieben und ihnen zu dienen, seien es Juden oder Nichtjuden.
Lukas beschreibt den Charakter und das Verhalten der ersten Leiter der Kirche: Petrus, Johannes, Stephanus, Philippus, Barnabas und Jakobus. Er zeigt, wie sie von Römer verachtenden, stolzen und ängstlichen Juden zu mutigen und selbstlosen Leitern werden. Lukas fokussiert dann speziell auf einen der Leiter der neuen Bewegung, Paulus. Paulus ist ein fanatischer und gewaltbereiter Pharisäer, der durch die Begegnung mit Jesus zum Glauben kommt und radikal verändert wird. Er wird ein mutiger und selbstloser Apostel, bereit für Christus und seine Kirche das Leben zu lassen. Er sieht seine Aufgabe darin, eben gerade den ehemals verachteten Nichtjuden, die gute Botschaft zu bringen. Paulus ist eines der besten Beispiele dafür was passiert, wenn Jesus in einem Menschen herrschen darf. Er wird verändert in eine kraftvolle, Jesus-ähnliche Person, einen selbstlosen Leiter ohne Stolz und Überheblichkeit, ein Verteidiger der befreienden Wahrheit des Evangeliums.
Mehr als die Hälfte der Apostelgeschichte widmet Lukas dem Leben und Wirken von Paulus. Warum diese Betonung von Paulus? Möglicherweise weil Lukas während Jahren als Paulus’ Mitarbeiter mit ihm herumreist und ihn darum am Besten kennt. Oder möglicherweise weil Paulus natürlich eine sehr zentrale Figur in der ersten Kirche war. Lukas beschreibt Paulus’ Gerichtsfall über acht (!) Kapitel, was darauf hindeuten könnte, dass Theophilus, der römische Beamte and den Lukas’ Schriften adressiert sind, in die Behandlung des Falles in Rom involviert ist, vielleicht als Verteidiger oder als Richter. Wenn das der Fall ist, so dient die Apostelgeschichte auch als Hintergrund Information zur Verteidigung von Paulus. Lukas zeigt, dass Paulus ein total veränderter Mensch ist. Er ist gewaltfrei obwohl ihm überall Gewalt und Ablehnung entgegen gebracht wird. Lukas zeigt, dass Paulus unschuldig ist und dass sich im Verlauf der Apostelgeschichte verschiedenste römische Beamten Paulus unschuldig erklären und sich weigern, ihn zu verurteilen. Sie erkennen, dass Paulus’ Gerichtsfall ein Resultat von Bedrängung durch fanatischen Gruppen ist.
Lukas zeigt auf, dass der Heilige Geist diese Bewegung begonnen hat und dass sie, obwohl schwer verfolgt, immer grösser wird und sich verbreitet. Das Wort Gottes erobert die Welt, die gute Nachricht von Jesus Christus ist nicht aufzuhalten. Diese Neuigkeit hat auch Rom schon erreicht, und jetzt Theophilus. Wie wird er reagieren?
Kommt.
Kommt.