Paulus versichert den Gläubigen in Kolossä, dass ihnen in Christus die ganze Fülle Christi gegeben worden ist: Sie müssen sich nicht mehr dem geistlichen Druck von Juden, Asketen, Freidenkern und Spiritisten um sie herum beugen, sondern sie können ein heiliges Leben führen in der Gewissheit, in Christus alles zu haben.
Paulus schreibt diesen Brief an die Gemeinde in Kolossä, einer Stadt an der römischen Verkehrsachse, die von der wichtigen Hafenstadt Ephesus ins Landesinnere führt. Kolossä liegt in der damaligen Bezirk «Asia», einem Teil der römischen Provinz Kleinasien, in der heutigen Türkei.
Auf seiner dritten Missionsreise blieb Paulus fast drei Jahre lang in Ephesus, wo er viel evangelisierte, unterrichtete und Mitarbeiter ausbildete (53-55 AD). Der Schreiber der Apostelgeschichte beschrieb Paulus Arbeit so: «Ganz Asia, sowohl Juden wie Griechen, hörten das Wort Gottes»
(Apg 19, 8-10). Einer jener neuen Mitarbeiter, die von Paulus ausgebildet wurde, war Epaphras, der dann in seine Heimatstadt Kolossai zurück ging und dort als auch in den Nachbarstädten Laodizea und Hierapolis Gemeinden gründete (Kol 4, 12-13; Kol 1, 7). Die Gemeinden kennen also Paulus nicht persönlich (Kol 2, 1) aber ihre Gründungen und Aufbau geschah unter seiner Aufsicht. Einige der Gemeindeglieder und Ältesten dieser neuen Gemeinden waren wohl frühere Mitarbeiter von Paulus, wahrscheinlich aus seiner Zeit in Ephesus (Phlm 1).
Die Gemeinde in Kolossä kam unter den religiösen Druck der damalig vorherrschenden Kulturen. Paulus versichert ihnen, dass sie, wenn sie Christus haben, auch alles in ihm haben. Paulus beginnt den Brief deshalb mit einer sehr starken Beschreibung wer Christus ist:
«Durch ihn, Jesus Christus, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Sünden vergeben. Der Sohn ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über der gesamten Schöpfung steht. Denn durch ihn wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, Könige und Herrscher, Mächte und Gewalten. Das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in ihm sein Ziel. Er war vor allem anderen da, und alles besteht durch ihn. Und er ist das Haupt der Gemeinde, das Haupt seines Leibes. Er ist der Anfang ´der neuen Schöpfung`, der Erste, der von den Toten auferstand, denn ´nach Gottes Plan` soll er in allem den ersten Platz einnehmen. Ja, Gott hat beschlossen, mit der ganzen Fülle seines Wesens in ihm zu wohnen und durch ihn das ganze Universum mit sich zu versöhnen. Dadurch, dass Christus am Kreuz sein Blut vergoss, hat Gott Frieden geschaffen. Die Versöhnung durch Christus umfasst alles, was auf der Erde, und alles, was im Himmel ist» (Kol 1, 14-20).
Jesus ist Alles und ihn zu haben bedeutet Alles zu haben. Die Gläubigen müssen sich nicht dem Druck der Juden beugen (Haltet ihr das Gesetz? Seid ihr fromm genug?) noch dem Druck der Asketen (Fastet ihr genug? Züchtigt ihr Euren Körper?) noch dem Druck der Freidenker (Wenn ihr geistlich seid, dann könnt ihr mit eurem Körper machen was euch passt!) oder dem Druck der Esoteriker (Habt ihr spezielle geistige Erfahrungen? Seid ihr initiiert?). In Jesus haben die Gläubigen die ganze geistliche Fülle erhalten. In Jesus sind sie gerecht gesprochen und angenommen. In Jesus haben Kindschaft, Würde und allen geistigen Segen bekommen. Wer müht sich noch ab, diversen Definitionen von Geistlichkeit zu entsprechen, wenn Jesus selber in uns wohnt? Wer kümmert sich noch um ein mickriges Kerzenlicht, wenn die Sonne aufgegangen ist?
Paulus fordert die Gemeinde dann auf, ein Leben zu führen, das dieser Wahrheit entspricht, das diesem überragenden Christus würdig ist. Es ermutigt sie, ihr Vertrauen auf Jesus allein zu setzen, ihm voll zu vertrauen, ihm dankbar zu sei und zu seinen Nachahmern in Tat und Wort zu werden. Paulus fordert sie zu einem Leben heraus, dem man ansieht wer Christus ist, einem heiligen und fruchtbringenden Leben im Licht von Jesus, dessen Eigentum sie sind.
Kommt.
Kommt.