JAKOBUS
Der Jakobusbrief ist der «jüdischste» aller Brief des Neuen Testamentes. Er konzentriert nicht auf evangelistische Themen oder den Konflikt zwischen Judenchristen und Heidenchristen, wie so viele andere neutestamentliche Briefe, sondern fordert jüdischen Gläubigen zu rückhaltloser Nachfolge auf.
Der Verfasser identifiziert sich als «Diener Gottes und von Jesus» und beansprucht keinen Apostelstatus. Da der Apostel Jakobus (der Bruder von Johannes und Sohn des Zebedeus) früh verstorben ist (44 AD, Apg 12,1-2) und der andere Apostel Jakobus (Sohn des Alphaeus) in der Kirchengeschichte nie im Zusammenhang mit diesem Brief erwähnt wird, scheint es sehr wahrscheinlich, dass Jakobus, der Bruder von Jesus, der Verfasser des Jakobusbriefes ist. Dieser Jakobus war (genauer gesagt) der Halbbruder von Jesus, der älteste von Maria und Josephs natürlichen Kindern (Mrk 6,3; Math 13,55). Wie auch die andern in der Familie war Jakobus anfänglich kein Nachfolger von Jesus (Mrk 3,21: 3,31; Math 6,4; 12,46; Joh 7,2-10). Aber Maria und Jakobus, zusammen mit den andern Geschwister, finden kurz nach dem Jesu Tod und dessen Auferstehung zum Glauben und gehören dann der ersten Gemeinde an (Apg 1:14). Als Petrus und Johannes sich vermehrt der Evangelisation nach Aussen widmen, scheint Jakobus sehr schnell zu einem anerkannten Leiter und Stütze der Gemeinde in Jerusalem zu werden (Gal 1,19; 2,9; 2,12). Er leitet das wichtige Konzil in Jerusalem in AD 49 und formuliert dessen endgültigen Entscheid (Apg15,13-21).
Jakobus schreibt seinen Brief den «zwölf Stämmen in der Diaspora», die jüdische Gläubige die unterdessen in verschiedene Gegenden verstreut leben. Wann schrieb er diesen Brief? Einige Hinweise im Brief deuten auf ein eher frühes Datum hin, etwa 30-40 AD, zum Beispiel dass im Brief keine jüdisch-heidnische Konflikte erwähnt sind und die Gläubigen sich immernoch in Synagogen treffen (Jak 2,2). Andere Dinge deuten eher auf ein späteres Verfassungsdatum hin, etwa 50-60 AD, zum Beispiel, dass eine gewisse Verweltlichung eingetreten ist. Die Kirchengeschichte beschreibt Jakobus Märtyrertod im Jahr 62 AD in Jerusalem, somit muss der Brief vorher geschrieben worden sein.
Jakobus stützt sich sehr fest auf das alttestamentliche Buch der Sprüche, sowie auf die Lehre Jesu, vor allem die Bergpredigt. Er spricht sehr praktische Probleme und Schwachheiten in der Gemeinde an und gebraucht starken Wortbilder um die Gemeinde auf eine gnädigen aber einschlägige Art herauszufordern:
- Der Glaube muss sich im Alltag bewähren, sonst ist er tot. Ausgehend von der Bergpredigt zeigt Jakobus, dass reines Erkennen oder Wissen nicht genügt, denn sogar Satan weiss vieles (Jak 2,19). Man muss dem Glauben Taten folgen lassen, wie zum Beispiel Abraham, der seinen Sohn zu opfern bereit war oder Rahab, die die Spione versteckte.
- Der Gläubige kann Schwierigkeiten positiv sehen als Gelegenheit, Ausdauer zu entwickeln und im Glauben und Abhängigkeit von Gott zu wachsen (Jak 1,2-4). Herausforderungen sind kein Grund um an Gott zu zweifeln (Jak 1,2-4;5,7-11), denn Gott gibt nur Gutes (Jak 1,17). Und sogar die schlechten Dinge, die in dieser gefallenen Welt geschehen, müssen Gottes gutem und höherem Ziel dienen (Jak 1,12-16).
- Gott selber ist die Quelle von Weisheit, Wissen und Erkenntnis. Wenn es uns als Gläubigen an diesen mangelt, so dürfen wir Gott darum bitten und er wird grosszügig geben (Jak 1,5-7). Erkenntnis soll nicht zu Überheblichkeit führen. Echte, göttliche Weisheit zeichnet sich durch Freundlichkeit und Güte aus. Sie ist unparteiisch, friedfertig, ohne Vorurteile und bewirkt Gutes (Jak 3,13-18). Unsere heutige Zerstrittenheit über Doktrin und Details des Glaubens zeigen, wie weit wir von göttlicher Weisheit weg sind.
- Wenn wir die Reichen und die Armen unterschiedlich behandeln bedeutet das, dass wir die gute Nachricht überhaupt nicht begriffen haben (Jak 2,1-7). Wir sollen Leute schätzen, nicht weil wir etwas von Ihnen erhoffen können, sondern weil Jesus sie wertschätzt und für sie gestorben ist. Ansehen der Person ist eine Verneinung von dem, was Jesus für uns alle getan hat.
- Jakobus ermahnt die Reichen sich nichts auf ihren Reichtum einzubilden (Jak 4,13-16) sondern sich bewusst zu sein, dass sie ganz von Gott abhängig sind. Unehrlich verdienter Reichtum steht ausser Frage (Jak 5,1-6) und auch rechtens verdienter Reichtum erweist sich als Stolperstein, wenn er nich zum Dienst am andern eingesetzt wird (Jak 5,2-3).
- Gott freut sich an einem einfachen Glauben und Vertrauen in ihn, wenn wir uns in allen Situationen im glaubenden Gebet und ohne Zweifel an ihn wenden (Jak 1,5-7), sei es in Schwierigkeiten (Jak 1,2-4), in Sünde (Jak 5,15), in Krankheit (Jak 5,13-15) oder einfach im täglichen Leben (Jak 5,7-11).
- Jakobus fordert die Leser heraus, ihre Zungen im Zaum zu halten, wohl wissend was für eine zerstörerische Macht Worte haben können (Jak 3,1-9). Mit dem gleichen Mund gute als auch schlechte Worte zu sprechen, zu segnen und zu verurteilen ist unakzeptabel (Jak 3,10-12). Jedes gesprochene Wort soll verlässlich sein (Jak 5,12).
- Christus zu bekennen ist sicher unerlässlich, aber in sich auch nicht gut genug: ein verändertes Leben, das sich durch Dienen und Gehorsam zeigt, ist notwendig. Genauso wie Weisheit und guter Charakter nicht getrennt werden können, ist Glaube nicht von den guten Taten trennen. Glaube ohne Taten ist tot (Jak 1,19-27).
- Jakobus fordert sie auf, Gottes Wort mit Demut anzunehmen (Jak 1,21). Wie Jesus sollen sie schnell sein im zuhören, aber langsam im antworten und zornig werden (Jak 1,19-20).
- Jakobus fordert seine Leser auf, ernsthaftig (Jak 4,1-4) und demütig zu sein (Jak 4,6). Sie sollen im Verlangen nach Gott wachsen, was eine angemessene Antwort auf Gottes Verlangen nach ihnen ist (Jak 4,5-6). Sie sollen dem Bösen widerstehen (Jak 4,7) und ernstlich nach Gott und seiner Heiligkeit suchen (Jak 4,7-10).
Kommt.
Kommt.