JOSUA
Josua arbeitet vierzig Jahre lang als die rechte Hand von Moses (2.Mose 17,10; 33,11). Nach Moses Tod tritt Josua, wie von Gott angeordnet, die Nachfolge von Moses an (4.Mose 27,18; 5.Mose 31,14). Gott befielt ihm, Israel in Besitz von Kanaan zu bringen, dem Land das er Abraham und seinen Nachkommen sechs hundert Jahre früher versprochen hatte (1.Mose 12,7; 15,18-21). Der Teil des verheissenen Landes, der östlich des Jordans liegt, wurde bereits durch Moses erobert und an die Stämme Ruben, Gad und Ost-Manasse verteilt (4.Mose 21; 32). Der Teil des verheissenen Landes der westlich des Jordans liegt (vom Jordan bis zum Mittelmeer und nördlich bis zum Euphrat), muss noch erobert werden. Das Buch Josua beschreibt die Geschichte, wie Israel dieses Kanaan einnimmt.
Zuerst vollbringt Gott ein Wunder, das an die Teilung des roten Meeres zu Moses Zeiten erinnert (2.Mose 14): Trotz Hochwasser hält Gott den Jordan Fluss an und lässt Israel trockenen Fusses auf die westliche Seite wechseln (Jos 3,16). Dieses Wunder hat eine wichtige dreifache Bedeutung: Gott bestätigt Josua in den Augen des ganzen Volkes als der neuen Anführer (Jos 4,14), er lässt Israel seine Gegenwart und seinen Beistand für die kommende Eroberung wissen und er signalisiert den Kanaanitern, dass ihre Schutzanstrengungen nutzlos sind.
Als erstes erobert Josua die «uneinnehmbare» Stadtfestung Jericho. Gott befielt, dass ganz Jericho, mit allem Drum und Dran, umgebracht und verbrannt werden muss, als eine Art Erstfrucht, die Gott ganz für sich einfordert (Jos 6,17-18). In der Eroberung von Jericho spielen die Stadtmauern eine wichtige Rolle. Gott lässt sie in einem Moment total einstürzen (Jos 6,20). Möglicherweise tut er das, um der Kanaaniter Vertrauen in ihre Festungen zu erschüttern. Oder vielleicht richtet sich das speziell gegen die kanaanitische Praxis, Mauern durch Menschenopfer an die Gottheiten des Landes «uneinnehmbar» zu machen.
Gottes Befehl war ganz klar, alle sieben Völker, die zu dieser Zeit in Kanaan lebten (die Kanaaniter, Jebusiter, Girgasiter, Pheresiter, Amoriter, Heviter und Hetiter, 5.Mose 7,1-2) zu zerstören, – als Gericht über ihre Bosheit und Perversion. Kanaan war bekannt für seine ausgearteten, religiösen Praktiken, die zu sozialer Ungerechtigkeit und der Ausbeutung von Menschen führte, nicht zuletzt das Opfern von Kindern (5.Mose 9,4). Gottes Befehl, die sieben Völker zu zerstören hat nichts mit einer Bevorzugung Israels zu tun, oder damit, dass Gott “Land braucht” um es Israel zu geben, sondern schlicht mit dem Mass an Ungerechtigkeit und Brutalität, dass diese Völker erreicht haben. Moses beschreibt in den ersten Kapiteln, wie Gott schon früher verschiedene Völker vertrieben und ihr Land andern Völkern gegeben hatte (5.Mose 2,10: 2,21). Gott warnt Israel mehrfach vor den Konsequenzen die es haben wird, diese Völker zu belassen: Israel wird durch das Zusammenleben und gemischte Ehen mit diesen Völkern dazu beeinflusst werden, an deren unmoralischen Akten teilzunehmen (5.Mose 7,2-4). Israel wird langsam wie diese sieben Völker werden, und wenn Israel das tut, so wird ee genauso under Gottes Gericht fallen, wie die sieben Völker jetzt.
Es ist interessant zu beobachten dass alle diejenigen Kanaaniter, die Gottes Macht und Überlegenheit wahrnehmen und sich entscheiden, nicht gegen Israel kämpfen sondern um Gnade zu bitten, verschont bleiben, wie zum Beispiel die Kanaaniterin Rahab aus Jericho (Jos 2) und die Gibeoniter, ein Stamm der Heviter (Jos 9).
Mit einer Ausnahme (ein Israelite namens Achan stiehlt Dinge, die zerstört werden sollten, Jos 7) nimmt Israel im Glauben die Herausforderung an, gehorcht Gott und folgt Josua in viele Schlachten, obwohl die Kanaaniter in der Überzahl und militärisch besser ausgerüstet sind. Josua gewinnt eine Schlacht nach der andern und in etwa sieben Jahren ist das Land erobert, die Könige der Kanaaniter und ihre Armeen zerstört und die Völker vertrieben (Jos 18,3).
Mit Hilfe des Hohepriesters und aller Stammesvertreter verteilt Josua mit dem Los das Land an die Stämme, je nach deren Bevölkerungsgrösse. Die genauen Grenzen des verheissenen Landes, (4.Mose 34,1-12; Jos 1,4), die Grenzen zwischen den Stämmen (Jos 13-20) und die 48 Städte für die Leviten (Jos 21), einschliesslich der sechs Zufluchtsstädte (Jos 20), werden offiziell festgelegt und dokumentiert.
Wie schon sein Vorgänger Moses, versammelt auch Josua gegen Ende seines Lebens alle Stammesvertreter (Jos 23) und das ganze Volk, einschliesslich der neuen Generation, die Gottes grosse Wundertaten nur vom Hören her kennt (Jos 24). Josua erinnert sie noch einmal an Gottes ewige Treue und die vollständige Erfüllung aller seiner Verheissungen. Er erinnert sie noch einmal an den Bund mit Gott und warnt sie dass Israel nur so lange unter dem Segen Gottes bleiben wird, wie sie Gott lieben, ihm dienen und seinem Gesetz gehorchen. Falls sie sich aber von Gott abwenden, sich irgend welchen Gottheiten zuwenden und das Gesetz nicht mehr befolgen, so wird der Segen zu Fluch, die Stärke zu Schwachheit, der Wohlstand zu Mangel und das Leben zum Tod werden. Noch einmal fleht Josua die neue Generation von Israel an, Gott und damit das Leben zu wählen (Jos 24,14-15).
Kommt.