DER BRIEF DES JUDAS
Der Autor stellt sich vor als «Judas, ein Diener von Jesus Christus und Bruder von Jakobus». Das ist eine bescheidene Selbstbeschreibung, da Judas der Halbbruder von Jesus selber ist, ein natürlicher Sohn vom Maria und Joseph (Mark 6,3; Math 13,55) und auch weil er den Titel «Apostel» nicht für sich in Anspruch nimmt (Jud 17-18).
Anfänglich war Judas kein Nachfolger von Jesus (Mark 3,21-22; Joh 7,5) aber mit der Zeit versteht er, dass sein Halbbruder wahrhaftig der versprochene Retter ist. Er findet zum Glauben und gemäss Kirchentradition (Clement von Alexandria, Polycarp, Tertullian, Hegisippus) schreibt er viele Jahre später diesen Brief, den wir «Judasbrief» nennen.
Er schreibt an eine bestimmte Gemeinde, die unter den Einfluss von falschen Lehrern gekommen ist; aber es lässt sich nicht mehr rekonstruieren, um welche Gemeinde es sich handelt hat. Es ist keine neue Gemeinde (Jud 5) und die Gläubigen haben einige Apostel persönlich erlebt (Jud 18). Die Gemeinde muss eine bedeutende Anzahl jüdischer Gläubigen gehabt haben, denn die Schreibweise die Judas in seinem Brief verwendet, würde speziell jüdischen Ohren gefallen. Diese Beschreibung passt auf viele Gemeinden. Da der Judasbrief einschlägige Ähnlichkeiten in Stil und Themen zum zweiten Petrusbrief wird angenommen, dass es sich um eine Gemeinde in Kleinasien gehandelt hat.
Judas beschreibt mit lebendigen, packenden Worten den fragwürdigen Charakter, das Benehmen und die Motivation dieser Lehrer – aber er erwähnt mit keinem Wort, was sie eigentlich predigen. Für Judas zeigt sich am praktische Verhalten eines Lehrers, ob er Gott gefällig ist oder nicht; man sieht an der Frucht, um was für einen Baum es sich handelt. Judas gibt keine Details über den Inhalt der Irrlehren, sondern er gibt den Gläubigen die Fähigkeit, das Verhalten und die Motivationen der Irrlehrer selber zu beurteilen.
Er beschreibt sie wie folgt: sie sind hochmütig, verdrehen die Gnade Gottes in Zügellosigkeit, verneinen Jesus (Jud 4), ordnen sich keiner Autorität unter (Jud 8), sind verleumderisch (Jud 8; 10), habgierig und rebellisch (Jud 11). Sie geben sich Begierden hin, sind unzufrieden, prahlen und schmeicheln sich ein (Jud 16), spotten (Jud 18) und verursachen Spaltungen (Jud 19). Judas gebraucht kraftvolle Ausdrücke um sie zu beschreiben: Er spricht von wasserlosen Wolken, fruchtlosen Bäumen, verstorben und entwurzelt, wilden Wellen deren Schaum nur Scham zurück lässt, und von unsteten Sternen (Jud 12-13).
Judas spricht davon, dass sie sich in die Gemeinde eingeschlichen haben (Jud 4), was darauf hindeutet, dass es sich nicht Gläubige handelt, die selbst von falscher Lehre getäuscht wurden, sondern um Ungläubige, die bewusst versuchen die Gemeindeglieder zu beeinflussen und für ihre Zwecke zu gewinnen. Daher gibt Judas auch ganz klare Vorhersagen über ihr bitteres Ende (Jud 4-7;10;11,13;15).
Was erwartet er von den Gläubigen? Er leitet sie an, den unsicheren mit Gnade zu begegnen (Jud 22), andere von der Gefahr weg zu zerren (Jud 23), wieder anderen mit Gnade und Vorsicht zu begegnen, jedoch selbst die Kleider der falschen Lehrer zu hassen und sich von ihnen voll zu distanzieren (Jud 4).
Er erinnert die Gläubigen daran, dass die beste Vorbeugung darin besteht, selbst im Glauben zu wachsen und zu bleiben: Er erinnert die Gemeinde daran, dass sie berufen, geliebt und durch Jesu Kraft, Gnade, Friede und Liebe gehalten sind (Jud 1-2). Er fordert sie heraus, an dem Glauben festzuhalten, der ihnen am Anfang anvertraut worden ist (Jud 3). Er erinnert sie daran, dass die falschen Lehrer, wie vorhergesagt, gerichtet werden (Jud 5; 17). Er ermuntert die Gläubigen dazu, ihren heiligen Glauben aufzubauen, im Heiligen Geist zu beten (Jud 20), in der Liebe Gottes zu bleiben und auf Jesus und das verheissene ewige Leben zu schauen. Er erwartet, dass sie den Unsicheren gegenüber Gnade zeigen, anderen auf den rechten Weg helfen und dazu den Segen und die Hilfe von Jesu in Anspruch zu nehmen (Jud 22-24). Er beendet den Brief mit dem ermutigenden Bild einer Schar von Gläubigen, die untadelig und mit Freude vor Gott stehen.
Kommt.
Kommt.