ERSTER UND ZWEITER SAMUEL
Im Buch Samuel wird das Leben dreier wichtigen Leiter des Volkes Israel beschrieben, des Prophet Samuel und der Könige Saul und David. Es ist eines der ansprechendsten und am meisten gelesenen Bücher des Alten Testaments. Seine Beliebtheit kommt wahrscheinlich davon, dass die Leiter Israels so ehrlich und realistisch beschrieben sind, mit allen Stärken und Schwächen. Samuel ist voller Drama – und einprägsamer Lehrstücke.
Es ist nicht ganz klar, wer das Buch geschrieben hat, aber es basiert sicher auf den Aufzeichnungen der Propheten Samuel, Nathan und Gad (1.Chr 29,9) und des offiziellen Geschichtsschreiber Davids namens Jehosaphat (1.Kön 4,3).
Samuel wird von einer bis anhin kinderlosen Frau, Hanna, in eine Priesterfamilie hinein geboren. Schon in jungen Jahren wird er von seiner Mutter in die Obhut des damaligen Hohepriester Eli gegeben. Im Gegensatz zur korrupten Familie des Hohepriesters wächst Samuel zu einem gottesfürchtigen Leiter und Priester heran. Gott beruft ihn auch zum Propheten für Israel und gibt ihm das Amt eines Richters. Als die Bedrohung durch die Philister zunimmt und die Israeliten merken, dass die Söhne des gottesfürchtigen Hohepriesters Eli korrupt und schlecht sind, kommen sie zu Samuel und wollen einen König als Leiter, genau wie die umliegenden Nationen (1.Sam 8,1-6). Anstatt ihrem Ruf nachzukommen und als Nation ein anziehendes Beispiel für andere Nationen zu sein (2.Mose 19,4-6), werden sie zu Imitatoren der umliegenden Länder. Einen König zu verlangen bedeutet auch eine Rückweisung Gottes und seines Anspruchs als Herr über Israel. Israel beharrt aber darauf und Gott gibt ihrem Wunsch nach, nicht ohne sie vorher nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass mit dem Übergang zur Monarchie Korruption und Machtkämpfe zunehmen werden.
Samuel salbt nun Israels ersten König, Saul, aus dem Stamm Benjamin. Er ist ein König, wie es sich die Israeliten vorstellt haven, von grosser Gestalt, imponierend, siegreich im Kampf und von grosszügigem Wesensart. Obwohl er bedeutende geistliche Erlebnisse und eine göttliche Bestätigung seiner Berufung erlebt (1.Sam 9), schafft es Saul nie, Gott wirklich gehorsam zu werden, sondern ist getrieben vom Versuch, Popularität beim Volk zu ergattern. Er ist unstet und schwankt zwischen übertriebener Religiosität und Angst vor der Meinung des Volkes (1.Sam 13-15). Als ihm dann Gott, nach einem doppelten Ungehorsam, erklärt, dass seine Dynastie nicht andauern würde, und sogar seine Regierungsautorität von ihm weggenommen würde (1.Sam 15,28) klammert es sich an die Macht.
Auf Geheiss Gottes geht Samuel und salbt einen neuen König, den achten Sohn einer Familie aus Bethlehem, zum König. David ist ein Hirtejunge mit einer lebendigen Beziehung zu Gott (1.Sam 16). Er wird ins Rampenlicht katapultiert, als seine Psalmen und Musik das einzige ist, was den König Saul beruhigen kann und dann noch viel mehr, als er den Riesen Goliath, einen grossen Anführer der unterdrückenden Philister, besiegt (1.Sam 17). Saul macht David zu einem seiner Armeeführern, eine Rolle die Davids Ansehen und Ruhm schnell zunehmen lassen. Das beunruhigt Saul zunehmend. Saul beginnt David als Rivalen zu sehen. Es ist nicht klar wann er herausfindet, dass der Prophet Samuel zum nächsten König gesalbt hat, aber all das ist genug Saul zu überzeugen, dass er David zerstören muss. Er versucht das zuerst durch indirekte Fallen zu erreichen, schliesslich aber durch offene Verfolgung. Sauls gottesfürchtiger Sohn Jonathan, obwohl er weiss, dass David ihm die Königsnachfolge wegnehmen wird, akzeptiert Gottes Willen und wird Davids bester Freund und Unterstützer (1.Sam 28; 23,17). David wird zum Ausgestossenen und Verfolgten. Erst nach Jahren, als Saul in einer hoffnungslosen Schlacht stirbt, zusammen mit seinen drei Söhnen, wird David vom Stamm Juda als König anerkannt (2.Sam 2) und später dann von ganz Israel (2.Sam 5).
David wird zu Israels beliebtestem, gottesfürchtigsten und erfolgreichsten König. Er besiegt alle umliegenden feindlich gesinnten Nationen, erobert viel Land und macht Israel sicher und relativ wohlhabend. Er macht Jerusalem zur Hauptstadt und bringt die Bundeslade mit grossen Ehren dorthin.
In Davids späteren Jahren zeigen sich aber auch hier negative Folgen der Entscheidung Israels eine Monarchie zu werden: David fängt an, seine Macht zu missbrauchen und begeht Ehebruch und Mord (2.Sam 11). Er verfällt der Vielweiberei, mit der unausweichlichen Folge einer Familie, die ausser Kontrolle gerät. David erzieht und seine Kinder nicht und zieht sie nicht zur Verantwortung, was untereinander zu Vergewaltigung, Hass, Rebellion und Blutvergiessen führt. Und trotzdem, inmitten von Ruhm aber auch persönlichen Schwächen, bleibt David Gott treu. Er ist demütig, tut Busse als Gott angeklagt und anerkennt Gott als den Ursprung von allen Guten an, das er hat. Gott gibt ihm das Ehrfurcht gebietende Versprechen einer ewigen Königsdynastie (2.Sam 7,16), eine Verheissung die sich letztlich in Jesus erfüllt hat.
Kommt.