DER BRIEF AN TITUS
Paulus schreibt diesen Brief an seinem langjährigen, treuen Mitarbeiter Titus und indirekt an die Gemeinden in Kreta, denen Titus im Moment schaut (Tit 1,5).
Paulus und Titus haben zusammen auf der griechischen Insel Kreta mehrere Gemeinden gegründet. Paulus musste wegen irgendetwas Dringendem die Insel verlassen und lässt Titus mit der Aufgabe zurück, was noch mangelt in Ordnung zu bringen (Tit 1,5). Paulus gibt Titus praktische Anweisungen, wie er geeignete Gemeinde Leiter ernennen und wie er die Gemeinden lehren und anleiten soll. Paulus bevollmächtigt Titus aber auch in den Augen der Gemeinden, genau diese Dinge zu tun und fordert die Gemeinden auf, Titus darin zu unterstützen.
In der Apostelgeschichte finden wir keinen Hintergrund zum Aufenthalt von Paulus in Kreta und der Gründung dieser Gemeinden. Deshalb ist die zeitliche Datierung des Briefes etwas schwierig. Es muss sich entweder um eine kleine Nebenmission handeln entweder auf Paulus zweiter Missionsreise, als er eineinhalb Jahre in Korinth war (AD 50-52), oder auf seiner dritten Missionsreise, als er drei Jahre in Ephesus war (AD 53-56). Oder aber diese Begebenheiten finden nach Paulus vermutlicher Freilassung aus der Halbgefangenschaft in Rom ab (AD 60-62, Apg 28,30-31, Phil 2,24, Phlm 22)
Kreta, die südlichste und griechische Insel, hatte grosse strategische Bedeutung und war seit langem von seefahrenden Völkern bewohnt. Der alte biblische Name für Kreta ist Kittim (1.Mo 10,4) und die Philister, die den Israeliten im alten Testament lange Zeit zu schaffen machten, kamen von dieser Insel. Paulus erwähnt den kretischen Dichter Epimenides (600 BC), der die Kreter «Notorische Lügner sind die Kreter, Raubtiere und Faulpelze, die nur an ihren Bauch denken» nannte (Tit 1,12). Die Kreter waren so berüchtigt für ihr Lügen, dass das griechische Wort für «Lügen» vom Wort «Kreta» abstammt. Auf der Insel hatte es seit etwa 140 BC auch einen jüdischen Bevölkerungsanteil.
Im Brief an Titus sehen wir wie Paulus den Einfluss der kretischen Kultur auf die Gläubigen zu mindern sucht. Paulus fordert die Gemeindeglieder zu einem neuen Lebensstil heraus, sie sollen nicht nur durch Gnade gerettet sondern auch durch Gnade verändert werden (Tit 2,11-12). Er fordert sie heraus zu lernen, einander zu dienen, Gutes zu tun und grosszügig zu sein (Tit 2,14). Bei der Wahl von Ältesten für die Gemeinden sind ein guter Charakter und Selbstbeherrschung von grösster Wichtigkeit (Tit 1,5-8), gefolgt von der Fähigkeit, guten und gesunden Lehre zu geben (Tit 1,9). Diejenigen, die diese Charakterzüge nicht zeigen oder falsche Lehren verbreiten, müssen zum Schweigen gebracht werden, damit sie die Gemeinden nicht negativ beeinflussen (Tit 1,10-16). Paulus ermahnt Titus noch speziell, falschen jüdischen Einfluss, sei es betreffend Beschneidung, Stammbäumen oder dem Gesetz zu verhindern (Tit 1,10; 3,9).
Da diejenigen Charakter Eigenschaften, die für Leitern unabdingbar sind, auch für alle Gläubigen wünschenswert sind, geht Paulus dann noch weiter und ermutigt alle Gläubigen, wahre Vorbilder zu sein. Paulus erwähnt wünschenswerte Charakterzüge für ältere Männer, für ältere Frauen, für junge Männer, junge Frauen und Sklaven. Titus selber soll für die Gemeinden ein Vorbild dieser guten Charaktereigenschaften und Verhaltens sein. Durch solch einen vorbildlichen Lebensstil kommt die Berechtigung zum leiten (Tit 2,8; 2,15 betreffend Titus, Tit 1,5-9 betreffend der Ältesten).
Paulus zeigt, was gesunde Lehre ist: wie immer erhebt er Jesus und seine Gnade. Jesus Gnade erwirkt beides, Errettung und Veränderung. Paulus sagt: «Sie erzieht uns dazu, uns von aller Gottlosigkeit und von den Begierden dieser Welt abzuwenden und, solange wir noch hier auf der Erde sind, verantwortungsbewusst zu handeln, uns nach Gottes Willen zu richten und so zu leben, dass Gott geehrt wird» (Tit 2,12). Es ist nicht durch eigene Anstrengung oder die Erfüllung des Gesetzes, sondern durch die Annahme von Gottes Gnade, dass Veränderung und vorbildlichen Charakter möglich wird und wir «auf diese Weise zu seinem Volk» werden «einem Volk, das ihm allein gehört und das sich voll Eifer bemüht, Gutes zu tun» (Tit 2,14).
Kommt.
Kommt.